Abziehbilder
(engl. Decal) nennt man die, auf Papier gedruckten Markierungen, die
zum
originalgetreuen Dekorieren des Modells verwendet werden. Es werden
trocken
abziebare und naß abziebare Abziehbilder unterschieden. Da die
trocken
abziehbaren eher selten im Modellbau verwendet werden, sollen sie hier
nicht weiter behandelt werden.
Die
Verarbeitung von Abziehbildern
ist in der Regel einfach. Vorher sollte man sich den Bogen genau
anschauen
und
sich darüber klar werden, welche Version eines Modells gebaut
werden
soll. Bei umfangreichen Abziehbilderbögen sind die einzelnen
Motive
häufig numeriert. Es sollte darauf geachtet werden, daß die
Nummer vor dem einweichen entfernt wird. Im Gegensatz zu den
Abziehbilder,
ist die Nummer meist nicht auf einen Trägerfilm gedruckt und
löst
sich im Wasser häufig vom Papier, um dann meist am Motiv
anzuhaften
und weigert sich dann standhaft sich davon zu lösen. In solch
einem
Fall entfernt man die Ziffer vorsichtig mit einem feinen, weichen
Pinsel,
nachdem der Trägerkarton aus dem Wasser genommen wurde.
Die
Abziehbilder die Verwendung
finden sollen, werden einzeln mit einem spitzen und scharfen
Bastelmesser
(Skalpell) aus dem Bogen geschnitten. Dabei sollte genau entlang des
Motivs
geschnitten werden. Jedes Einzelmotiv ist auf einem separaten,
transparenten
Trägerfilm gedruckt, der meistens etwas größer als das
eigentliche Motiv ist. Diesen Rand gilt es abzuschneiden, ohne das
Motiv
zu beschädigen.
Das so
vorbereitete Abziehbild
wird nun in sehr warmes Wasser eingetaucht. Am Besten wird hierzu eine
Pinzette verwendet, mit der der Träger gehalten wird. Nach wenigen
Sekunden wird das Abziehbild aus dem Wasser genommen und, mit der
Trägerseite,
auf ein Stück Küchenkrepp gelegt. Das Küchenkrepp saugt
das überschüssige Wasser auf. Durch das warme Wasser wird das
Abziehbild weich. Bevor es abkühlt sollte es deshalb
möglichst
zügig am Modell angebracht werden, indem es vom Trägerpapier
vorsichtig, mit Hilfe des angefeuchteten Fingersoder Pinsels, auf die
Modelloberfläche
geschoben wird. Der feuchte Finger verhindert, daß das Abziehbild
an der Fingerkuppe anhaftet. Es ist zu vermeiden, daß sich das
Abziehbild
faltet oder zusammen klappt. Sollte dies passieren, nicht versuchen es
auseinander zu ziehen, sondern wieder ins Wasser legen. Meist entfaltet
sich das Abziehbild dort von alleine. Wenn nicht, sollte sehr
vorsichtig
nachgeholfen werden. Um es nun wieder aus dem Wasser zu heben einen
bereits
gebrauchten Träger unter das Abziehbild schieben und aus dem
Wasser
heben.
Ist das
Abziehbild auf
der Modelloberfläche an der richtigen Position, wird es mit einen
weichen Tuch (z.B. Stofftaschentuch) vorsichtig angedrückt. Dabei
müssen alle Luftblasen, von der Mitte her zum Rand, unter dem
Abziehbild
herausgestrichen werden. Auf mattlackierten Untergründen haften
Abziehbilder
schlechter als auf Hochglanzlackierungen. Es sollte deshalb das Modell
vorher gänzlich mit einer Glanzlackschicht versehen werden.
Abziehbilder
die an Kanten
oder Fugen angebracht werden sollen, neigen dazu sich der
Oberfläche
nur widerwillig anzupassen. Es gibt verschiedene Wege dies zu
ändern.
Eine Möglichkeit ist ein Spezialpräparat aufzutragen, welches
die Abziehbilder anweicht. Meist hilft diese recht gut, setzt aber
voraus,
daß ein solches Präparat vorhanden ist. Die
preisgünstigeren
Varianten sind einmal ein feuchter sehr heißer Waschlappen (nicht
naß!) der auf das Abziehbild gedrückt wird, dort einige
Sekunden
verweilt und durch die Wärme und den Druck das Abziehbild an die
Oberfläche
presst. Die andere Variante setzt das Vorhandensein einer Spritzpistole
voraus. Mit dieser Methode läßt sich das Abziehbild auch
dauerhaft
fixieren. Die Spritzpistole wird mit reiner, sauberer
Nitroverdünnung
gefüllt. Damit besprüht man das Abziehbild gerade soviel,
daß
es angefeuchtet ist. Es wird nur das Abziehbild und dessen unmittelbare
Umgebung besprüht. Das Abziehbild wird durch die
Nitroverdünnung
regelrecht aufgelöst. Das Abziehbild darf nun bis zur
völligen
Trocknung keinesfalls berührt werden. Sollte es sich
kräuseln,
keine Panik! Durch das Lösemittel dehnt sich das Abziehbild leicht
aus, da es aber angeklebt ist, kann es sich nicht
gleichmäßig
ausdehnen. Sobald das Lösemittel verdunstet ist glättet sich
das Abziehbild wieder. Sollte es nicht ganz glatt werden, feuchtet man
ein Stofftaschentuch an und drückt damit vorsichtig das Abziehbild
an, ähnlich wie beim Auftragen am Anfang. Es sollte jedoch darauf
geachtet werden, daß nicht geschoben sondern nur abgerollt wird,
da sich das Motiv sonst verziehen könnte.
Die
im Siebdruckverfahren,
aus verschiedenen Farben, zusammengedruckten Motive, werden bei der
Besprühung
mit Nitroverdünnung angelöst und verbinden sich mit dem
Untergrund.
Die richtige Dosierung ist hier besonders wichtig. Zuwenig
Verdünnung
löst das Abziehbild nicht ausreichend an. Zuviel Verdünnung
läßt
die Farbe gegebenenfalls verlaufen. Manche Abziehbilderbögen
werden
mit Farben gedruckt, die nicht auf Nitroverdünnung ansprechen.
Dies
gilt es in Vorversuchen zu testen!
Nachdem alle
Abziehbilder
angebracht wurden und getrocknet sind, sollte das gesamte Modell eine
abschließende
Lackierung mit einem matten oder glänzenden Klarlack erhalten.
Soll
noch ein Wash oder eine Pastellkreidebehandlung zur Alterung des
Modells
durchgeführt werden, werden die Abziehbilder mit klarem Glanzlack
überlackiert. Nach dem Altern erfolgt dann die
Abschlußlackierung
im gewünschten Finish.
Abziehbilder
fallen von
Hersteller zu Hersteller häufig sehr unterschiedlich aus. Genau
wie
den restlichen Bausatz, so sollten sie auch den Abziehbilderbogen vor
Baubeginn
genau kontrollieren. Wenn z.B. das Motiv nicht genau auf dem klaren
Trägerfilm
gedruckt ist, oder die einzelnen Farben gegeneinander verschoben sind,
liegt ein sogenannter Passfehler vor und der Bogen sollte getauscht
werden.
Denn was nützt das schönste Modell, wenn minderwertige
Abziehbilderbögen
verwendet werden?
Auch fallen
die Dicken
der Abziehbilder recht unterschiedlich aus. Zu dicke Abziehbilder
passen
sich z.B. schlecht der Oberfläche an und tragen stark auf. Sehr
dünne
sind der Traum, manchmal aber auch der Alptraum eines Modellbauers. Da
sie dazu neigen zusammenzufallen und nur schwer zu handhaben sind.
Bei solchen Abziehbildern sollte die Wassertemperatur nur lauwarm sein
und ein Berühren mit den Fingern vermieden werden. Der Vorteil
dieser
Abziehbilder liegt aber deutlich darin, daß sie fast wie
auflackiert
wirken und nicht als Abziehbilder erkannt werden können.
Ist ein
Abziehbild etws dicker geraten hilft folgender Trick. Durch lackieren
des gesamten Modells mit Klarlack/Mattlack wird die Oberfläche
versiegelt. Dann wird eine weitere Schicht um die Abziehbilder herum
lackiert. Diesen Vorgang wiederholt man nach dem Trocknen eventuell
mehrfach. Dadurch baut sich eine dickere Schutzschicht um die
Abziehbilder herum auf. Mit 1000-2000er Naßschleifpapier
und reichlich Wasser wird nun die Oberfläche
vorsichtitgbearbeitet. Durch das Naßschleifen werden Abziehbild
und Lackschicht angeglichen und eingeebnet. Dies erfolgt Schrittweise
mit ständiger optischer und sensorischer Kontrolle durch
befühlen mit den Fingern. Die menschliche Fingerkuppe kann sehr
feine Unterschiede ertasten und durch einen Blick über die
Flächen bei schräg einfallender Beleuchtung sieht man jede
noch so kleine Unebenheit. Diese Arbeit ist ein echtes Geduldsspiel und
man sollte sich Zeit dafür lassen. Der Erfolg lohnt die Mühen
aber. Ist der gewünschte Glättegrad erreich, wird die finale
Schutzlackierung über das Modell gesprüht und staubsicher
trocknen gelassen. Fertig!
Grundsätzlich
sollte
man sich für das Aufbringen der Abziehbilder Zeit nehmen und
Geduld
mitbringen, es lohnt sich!
Selbstgedruckte Abziehbilder aus dem Computer
Mit
fortschreitender Technik wurden die Drucker für den heimischen PC
immer besser und sind an Sruckqualität mittlerweile so gut, das
man damit Abziehbilder selbst erstellen kann. Nötig dafür ist
ein Computer, eine Bildbearbeitungssoftware, ein Drucker der
Fotoqualitat drucken kann und ein spezielles Papier, welches im Set mit
einem Versiegelungslack angeboten wird.
Diese
Papiere gibt es in transparent und weiß, so das sowohl
weiß hinterlegte als auch transparente Abziehbilder erstellt
werden können.
Bei der Herstellung der Abziebilder ist Erfahrung mit der Software
vorteilhaft, da es die Zeit verkürzt. Wer noch nicht so fit ist
sollte erst ein paar Kontrollausdrucke auf Papier oder Fotopapier
machen bevor er das relativ teure Abziebilderpapier verdruckt. Auch
wichtig ist das der Drucker pigmentierte Tinten verdruckt, da nur diese
wirklich UV-stabil sind und nicht verblassen. Daran ändert auch
der aufgetragene Schutzlack nicht viel!
Die Papiere
stellen im Grunde einen Papierträger mit einer aufgedruckten
Trägerschicht, wie bei den gekauften Abziehbildern dar. Einzig das
Motiv fehlt. Dieses wird einfach Aufgedruckt und anschließend mit
dem mitgelieferten Sprühlack versiegelt. Hierbei sollte man
vorsichtig sein da zuviel Lack die Druckertinte eventuell anlöst
oder zu dick aufträgt!
Die
Erstellung des Motives ist allerdings die eigentlichen Herausforderung.
Hier gibt es einiges zu beachten damit das Endergebnis später
überzeugt.
Die Vorlage
zu beschaffen ist meist das größte Problem, denn das
Original klebt meistens an einem irgendwie gewölbten Original, das
häufig noch in schrägem Winkel fotografiert wurde und das aus
größerer Entfernung. Glücklich ist wer eine grafische
Vorlage findet, die sich ohne Entzerungstools in eine zweidimensionale
Vorlage bringen läßt. Alle anderen müssen wohl
oder übel das Tutorial ihrer Software durcharbeiten um zu erfahren
wie genau man die Vorlage platt macht.
Nächster
wichtiger Punkt ist die Größe. Ja Größe ist
wichtig und wer was anderes sagt hat keine Ahnung vom Leben!
In unserem
Fall geht es sowohl um die Größe der Vorlage als auch um die
des finalen Abziehbildes. Grundsätzlich gilt je größer
die Vorlage desto besser und Abziehbilder die kleiner als die
Druckerauflösung sind machen keinen Sinn. Da der Drucker das Bild
aus einzelnen kleinen Punkten aufbaut und dabei eine, je nach Drucker,
unterschiedliche Menge an einzelnen Farbtönen, im additivern
Farbdruck, übereinander druckt, ist die Größe der zu
bedruckenden Fläche wichtig. Aber auch wie der drucke diese
beruckt.
Die heute
üblichen drucker sind sogenannte Bubble Jet oder
Tintenstrahldrucker (umgangssprachlich auch als Tintenpisser bekannt).
Sie spritzen kleine Farbtropfen auf dei Druckunterlage und zwar
für jede Farbe einzeln.
Ein anderes Verfahren ist das Thermosublimationsverfahren, bei dem eien
Wachsartige Farbpaste aufgetragen und durch Wärme eingebrannt
wird. Da Wachse dazu neigen sich gegen Lackierung zu verweigern, sind
sie nur bedingt geeignet.
Unsere Wahl
ist der Tintenstrahldrucker mit pigmentierten Tinten.
Das Motiv
steht also fest. Wir gehen davon aus es ist erheblich größer
als das zu druckende Abziehbild. Nun stell sich die Frage wie geht es
weiter. Ganz einfach. Ist weiß im Motiv enthalten? Wenn ja, dann
wo. Weiß kann keiner der genannten Drucker drucken. Um es dennoch
auf das Modell zu bekommen gibt es zwei Wege. Vorher an der Stelle
auflackieren oder einen weißen Trägerfiln benutzen.
Bei der
Erstellung der Druckvorlage im Bildbearbeitungsprogrammmuß dies
berücksichtigt werden, da weiß als Farbton zwar
berücksichtigt werden muß aber nicht gedruckt wird! Das
Motiv muß also auf einen transparenten Hintergrund eingerichtet
werden!
Die
Druckqualität des besten Druckers ist nur so gut wie die Vorlage.
Denn fehlende Informationen können nicht generiert werden. Daher
sollte die Vorlage mindestens 3x größer als das zu druckende
Motiv sein. Es wird zum Drucken dann auf die passende Größe
runter skaliert (Vorsicht , nicht die Datengröße skalieren,
sondern nur die Druckgröße!). Der Effekt ist eine bedeutend
bessere Konturschärfe und optische Klarheit.
Zu kleine
Motive kann man als Vorlage nutzen und sie am Rechner nachzeichnen.
Dabei die farbigen Ebenen getrennt anlegen und erst später in
einer extra Datei zusammenfassen!
Hat man dies alles hinter sich kann man drucken oder entschließt
sich zu warten bis man den passenden Bogen zu kaufen bekommt. Druckt
man, sollte ein Probedruck, erst auf Papier, zur
Größenkontrolle, dann auf Fotoglanzpapier zur
Layoutkontrolle und Farbstimmigkeit erfolgen. Stimmt alles, kann man
auf den Abziehbilderbogen drucken. Achtung, die Bögen sind in der
Regel Din-A4 groß und werden nur teilweise bedruckt. Um Material
zu sparen, sollte man daher die Motive nahe zusammen legen und wenn der
Bogen nicht ganz bedruckt werden kann, eventuell vorher auf A5 oder ein
anderes bedruckbares Papierformat zuschmeiden.
Das
Ausdrucken übernimmt dann mal der Drucker und der Modellbauer kann
das Wunder der Technik bei der Arbeit bewundern, bevor er wieder Hand
anlegen muß.
Ist der
Ausdruck in Ordnung, sollte er noch einige Zeit zum Trocknen liegen
bleiben. Dann wird der Bogen mit dem beiliegenden Lackspray, nach
Herstellerangabe, besprüht und anschließend wieder trocknen
gelassen.
Und dann kommt der Moment der Wahrheit. Das Abziehbild ist
gebrauchsfertig und wird nun zugeschnitten. Da bei kleineren
Abziehbildern dieser Teil oft kniffelig ist macht es Sinn sich gleich
ein paar Motive mehr auszudrucken! Weiße Trägerfilme
müssen sehr genau zugescnhitten werden. Bastelmesser, Skalpell und
scharfe Scheren sind hier hilfreich. Auch die transparente
Trägerfilme sollte man um das Motiv herum genau ausschneiden, da
sie häufig etwas dicker sind und trotz Überlackieren
häßlich auffallen können. Die Schleifmethode die oben
beschrieben wurde sollte man bei diesen Abziebildtypen nicht anwenden,
da die bedruckte Schicht viel dünner ist und man eventuell den
Schutzlack abschleift.
Alle anderen
Arbeitsschritte erfolgen wie gewohnt. Hinweise des Herstellers sollten
hier unbedingt berücksichtigt werden, denn ist das Abziehbild erst
einmal auf dem Modell geht es so leicht nicht mehr runter!